SNB-Zinserhöhung kommt frühestens 2019

MITTWOCHSINTERVIEW Sigi Böttinger, CIO und Mitgründer von PilatusPartners, erwartet wegen der niedrigen Inflation noch lange keine Normalisierung der schweizerischen Geldpolitik.

Herr Böttinger, nach der US-Notenbank Fed hat Anfang Monat auch die Bank of England die Leitzinsen erhöht. Wann folgen ihr die Europäische Zentralbank und die Schweizerische Nationalbank?

Bis zum Zinsschritt der EZB und der SNB wird es noch lang dauern. Ich erwarte die erste Leitzinserhöhung im Jahr 2019. So sieht es auch die Mehrheit am Markt: Die Zins-Futures signalisieren in den nächsten zwölf bis achtzehn Monaten keine Änderung der Geldmarktzinsen im Franken- und im Euroraum.

Bis dahin müssen wir mit also Null- und- Negativzinsen leben.
Ich fürchte ja. Das Gespenst der Deflation ist zwar gebannt, doch die Inflationsraten verharren auf sehr niedrigem Niveau. In der Eurozone ist die Kerninflation, also die Teuerungsrate ohne die Preise für Energie und Nahrungsmittel, wieder unter 1% gefallen. Selbst für die Konjunkturlokomotive Deutschland rechnen die Marktteilnehmer für die nächsten zehn Jahre mit einer durchschnittlichen Inflation von lediglich 1,2%.
Und solange die EZB nicht den ersten Zinserhöhungsschritt wagt, ist auch die SNB in der Negativzinspolitik gefangen.

Wie passt das mit den Meldungen über eine kräftig anziehenden Konjunktur in Europa zusammen?

Die Wirtschaft erholt sich zwar selbst in den einstigen Krisenregionen der Eurozone, doch die Währungsunion ist nach wie vor ein fragiles Gebilde, mit einem starken Gefälle zwischen den Kernländern um Deutschland und den Staaten an der Peripherie. Die spanische Wirtschaft etwa wächst wieder kräftig, aber die Jugendarbeitslosigkeit beträgt immer noch fast 40%. Die Löhne sind in den letzten Jahren im Zuge der internen Abwertung massiv gesunken. Bis in einem solchen Umfeld eine positive Inflationsdynamik entstehen kann, dauert es Jahre.

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